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Blauer Engel
Umweltzeichen mit Aussagekraft

Das Umweltzeichen Blauer Engel existiert schon seit 1978. Wenn ein Produkt den Blauen Engel trägt, dann ist es besonders umweltfreundlich oder es enthält wenige Schadstoffe. Doch die Warenwelt ändert sich schnell und der Wert, der vor allem nachhaltiger Entwicklung beigemessen wird, steigt ständig. Ist der Blaue Engel da noch zeitgemäß?

Von Anja Nehls | 24.10.2016
    Das Foto zeigt das Symbol "Der Blaue Engel" auf einem Schreibblock, das Zeichen garantiert, dass, das Papier zu 100 Prozent aus Altapapier herggestellt wird.
    Am Anfang prangte der Blaue Engel nur auf Schreibpapier, inzwischen auch auf Küchenrollen, Lacken, Motorsägen, mobilen Toiletten, Druckern und ganzen Schiffen. Ausgezeichnet werden immer die umweltfreundlichsten 30 Prozent einer Produktgruppe. (picture alliance / dpa / Stefanie Paul)
    Ist der Blaue Engel noch zeitgemäß? Immerhin wird der Blaue Engel ja jetzt schon fast 40 Jahre alt. Und: Ja, er muss sich ständig darum bemühen, zeitgemäß zu bleiben, denn die Entwicklung geht voran und der Wert, der vor allem nachhaltiger Entwicklung beigemessen wird, steigt ständig.
    Am Anfang prangte der Blaue Engel nur auf Schreibpapier, inzwischen auch auf Küchenrollen, Lacken, Motorsägen, mobilen Toiletten, Druckern und ganzen Schiffen.
    Ausgezeichnet werden immer die umweltfreundlichsten 30 Prozent einer Produktgruppe – was natürlich noch nicht heißt, dass das Produkt per se umweltfreundlich ist. Bei Papier, wäre es zum Beispiel umweltfreundlicher mal einen Ausdruck einzusparen, aber wenn schon Papier, dann mit einem Blauen Engel und den zu bekommen, ist im Laufe der Jahrzehnte immer schwieriger geworden, sagt Henning Scholz von der Vergabestelle für den Blauen Engel:
    "Ursprünglich hat man angefangen mit überwiegend Recyclingpapier, dann hat man irgendwann gesagt, 100 Prozent Recyclingpapier, hat sich nach und nach in den Papiersorten geändert und dann gab es Anforderungen an den Bleichprozess und Klebung. Es geht immer weiter."
    Das Zurückverfolgen der Lieferkette wird immer wichtiger
    Und dann kommt es regelmäßig auch dazu, dass bestimmte Produkte ihren Blauen Engel auch wieder loswerden. Ganz neu errungen hat ihn jetzt ein Handyhersteller für ein besonders umweltschonendes und strahlungsarmes Handy. Hans Herrmann Eggers vom Umweltbundesamt, das auch Mitglied der Jury ist, räumt allerdings ein, dass zum Beispiel die umweltmäßig besonders problematischen seltenen Erden weiterhin darin verbaut sind:
    "Die hat es sicher auch, denn technisch geht es nicht ohne. Aber es ist der erste Anbieter der versucht eben für diese Materialien eine bestimmte Aussage zu machen, wie werden sie abgebaut, wo kommen sie her. Für eine ganze Reihe von Stoffen gibt es eben auch Garantien, dass sie eben im Prinzip aus Herstellungsbedingungen stammen, die also ethisch zumindest akzeptabel sind."
    Das Zurückverfolgen der Lieferkette einzelner Rohstoffe wird immer wichtiger, genauso wie Sozialkriterien, also zum Beispiel fairer Lohn, bei der Herstellung. Auch bei den Produkten mit blauem Engel lasse sich das nicht immer lückenlos nachvollziehen, so Hans Herrmann Eggers. Noch dazu gäbe es inzwischen auch jede Menge andere Label, wie zum Beispiel Fair Trade, Bio oder FSC.
    "Als wir vor knapp 40 Jahren gestartet sind, war es das erste, da war es relativ einfach. Da waren auch die Probleme viel einfacher, da konnte man klare Botschaften versenden. Heute haben wir die Situation, dass es 400 oder noch mehr Umweltzeichen gibt, die alle den Verbraucher informieren wollen. Das Gegenteil ist der Fall. Der Verbraucher ist zunehmend uninformiert, weil er nicht mehr weiß, welchen kann er trauen, welchen kann er nicht trauen."
    Das Vertrauen der Kunden in den Blauen Engel ist sehr groß
    In der Jury für den Blauen Engel sitzen neben dem Umweltbundesamt auch der BUND, Bund für Umwelt und Naturschutz, die Stiftung Warentest und der NABU Naturschutzbund Deutschland. Das Vertrauen der Kunden in das blaue Engelchen im blauen Kreis ist sehr groß. Beim Drogeriemarkt dm hätten die Kunden das Gefühl, unter Umweltgesichtspunkten die bestmögliche Entscheidung zu treffen, auch wenn die Produkte manchmal etwas teurer sind, sagt Christian Kluge von der Drogeriekette dm.
    "Wir erleben eine stetig steigende Nachfrage nach nachhaltigen Produkten, wir sind generell stark vernetzt im Dialog mit unseren Kunden, wo auch ständig hinterfragt wird, was sind die nachhaltigen Aspekte an einem Produkt, was sind die Alternativen in den jeweiligen Kategorien, die ihr im Sortiment habt. Und wir erleben es natürlich auch an den steigenden Abverkaufszahlen bei den entsprechenden Produktangeboten."
    In den Regalen von dm gibt es deshalb schon viele Produkte mit einem Blauen Engel und ab jetzt auch ein Waschmittel, das heute zum Beispiel mit dem Label ausgezeichnet wird. Denk Mit Nature Vollwaschmittel und Colorwaschmittel, besonders gut abbaubar mit Tensiden aus nachwachsenden Rohstoffen, ohne Mikroplastik und mit einer Recyclingfähigen Verpackung.
    Dass es damit zu den umweltfreundlichsten 30 Prozent unter den Waschmitteln zählt, das sagt der Blaue Engel, nicht mehr, aber auch nicht weniger. Der Blaue Engel bescheinigt keineswegs die völlige Unbedenklichkeit eines Produkts. Er sagt nur aus, dass die gelabelten Produkte umweltfreundlicher sind als vergleichbare.